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Wiedersehensfreude: East of Eden (Jenseits von Eden – Elia Kazan, 1955)

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Woran ich mich am klarsten erinnerte: James Dean umarmt einen Ofen, als wäre er ein Mensch. James Dean hat hier wirklich die Energie eines kleinen Jungen. Er ist beinahe permanent in Bewegung und immer schwungvoller als nötig. Er hat mehr überschüssige Energie, als ihm gut tut, und mehr Emotionen, als er sprachlich ausdrücken kann. Erst später, als er eine Aufgabe hat, ruht er mehr in sich. Gleichzeitig schmiegt er sich aber an Gegenstände, als suchte er verzweifelt Halt und Nähe. Er ist verschämt und geduckt und sprunghaft wie ein Tier, das noch keine Liebe erfahren hat. Alles, was er tut und sagt, wirkt spontan und improvisiert, während die anderen nur ihre Sätze aufsagen. Seine Stimmung bestimmt die Szene, sein Grinsen macht alles fröhlicher. Erst als er meint, sich von den Eltern emanzipiert zu haben, als er sich von der Abhängigkeit von Anerkennung löst, kann er selbstbewusst dastehen. Seine Haltung zeichnet eine ganze Entwicklung. Er ist unglaublich süß, verloren und ruhelos und damit der Prototyp für eine bestimmte Art Schauspieler, auf die ich immer wieder zurückkomme (zum Glück gibt es Dane DeHaan).

EastofEden1

Zugegeben: Ohne Dean hätte mir der Film gleich ein Pfund weniger gefallen. Denn man muss die Zugkraft von Gut und Böse nicht so penetrant ausbuchstabieren, um sie hier klar und deutlich in den Eltern und Brüdern zu erkennen. Zwar weicht der Film die moralische Dichotomie durch gut gemeintes, aber schlecht ausgeführtes oder unbewusst schädliches (sowie gut ausgeführtes, aber egoistisch ausgerichtetes) Verhalten auf, trotzdem ist diese Konstellation ziemlich am Reißbrett entworfen. Außerdem wird der Entwicklung des Bruders zu wenig Zeit gewidmet, bevor er auch noch recht lieblos abgefrühstückt wird, der arme Kerl. Als würden sich Zuneigung und Missbetragen wie auf Waagschalen verschieben lassen. Dafür passt sich die Kamera von Ted D. McCord tadellos den derangierten Beziehungen und dem wankenden Schattendasein Cals an. Die Pastell-, Schlamm- und Schwarztöne illustrieren die (emotional) hellen und dunklen Momente der archaischen Geschichte und wirken nostalgisch ausgewaschen und gemalt. Ein etwas strafferes, gleichzeitig subtileres Drehbuch wäre diesen Bildern und James Deans ikonischem Schauspiel gerechter geworden.


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